4. Eintrag

Das Jahr 2023 steht kurz vor dem Ende und es wird Zeit für ein letzten Eintrag. Kurz nachdem ich meinen letzten Blogeintrag Ende Oktober veröffentlich hatte, stand meine erste Ferienwoche hier an. Die habe ich genutzt, um mit meiner Gastfamilie Verwandte in Gangtok zu besuchen. Diese Stadt liegt im Bundesstaat Sikkim, der, wie ich das schon letztes Mal erwähnt habe, tragisch von einer Sturmflut betroffen war. Da die Straße zwischen Kalimpong und Gangtok am betroffenen Fluss verläuft und immer wieder Meldungen von Straßenschäden aufgekommen sind, war es für uns eine relativ spontane Entscheidung. Schlussendlich sind wir dann aber sicher bei den Verwandten angekommen und haben dort ein paar Tage verbracht. Für mich war das eine schöne Zeit, da ich einmal etwas vom Buddhismus mitbekommen konnte, dem die Verwandten angehören, aber auch viel von der Stadt und der Gegend sehen konnte.

Nachdem die Woche dann auch wieder zu schnell vorübergegangen war, ging es über in die letzten sechs Schulwochen des Jahres, in welchen einiges anstand. Zunächst einmal gilt: Winterzeit ist Aufführungszeit, da viele Feste und Jubiläumsfeiern anstehen. Davon ist auch die Gandhi Ashram School betroffen, die sich mit ihrer Musik einen Ruf gemacht hat und somit häufig für Auftritte angefragt wird. Deswegen galt es für die Musiklehrer, einige Stücke mit Orchester und Chor während der Schulzeit zu proben. Beispielsweise hat das Schulorchester eine Veranstaltung zur „International Child Rights Week“ im Rathaus von Kalimpong musikalisch begleitet. Aber auch der Schulchor durfte später bei der Jubiläumsfeier des Himalayan Mountaineering Institute in Darjeeling performen. Passend zum Ort und aktuellen Umweltproblemen wurde das Lied „Mountains Are Calling – Are We Really Listening?“ aufgeführt. Anwesend war auch das indische Parlamentsmitglied für den Distrikt Darjeeling, wodurch es eine besondere Ehre nicht nur für die Schülerinnen und Schüler sondern auch für uns Musiklehrer war. Das Reisen zu Veranstaltungen haben wir bei kürzeren Strecken mit einem Bus gemacht, was aber aufgrund der engeren Straßen definitiv nicht das typische Verkehrsmittel in dieser Gegend ist. Für längere Strecken wie z.B. nach Darjeeling haben wir mehrere Savaris (größere Trucks mit vier Sitzreihen) genommen, was sehr kuschelig werden kann. 

Zwischen den Aufführungen stand auch zum ersten Mal in der Schulgeschichte die „GAZ-Fête“ an. Das war ein Schulfest, bei dem nicht nur die Kinder und ihre Eltern eingeladen waren, sondern jeder der komme wollte. Dabei gab es neben Spielstationen, die die Lehrerinnen und Lehrer organisiert hatten, leckeres Essen und natürlich auch viel Musik. Zuerst konnten die Gäste Coupons kaufen, die sie dann für die Spiele wie z.B. Dosenwerfen, Flaschen angeln, Torwandschießen, usw. oder für Essen einlösen konnten. Bei Gewinnen gab es dann auch einen Preis wie Getränke, Snacks oder ähnliches. Das Ziel war es, die Kasse der Schule aufzubessern, was definitiv Erfolg hatte, und wir haben auch viele positive Rückmeldungen bekommen.

Außerdem kommen Besuche an der Schule nicht selten vor. Im November haben beispielsweise Vertreter der spanischen Hilfsorganisation „Manos Unidas“ bei uns vorbeigeschaut. Diese Organisation hatte die Schule mit vielen Möbeln wie Stühlen, Tischen und Tafeln ausgestattet. Deswegen galt es auch einen Top-Eindruck zu hinterlassen, damit die Zusammenarbeit in Zukunft auch bestehen bleibt. Die Vertreter waren super nett und haben sich sehr beeindruckt von den musikalischen Leistungen der Kinder gezeigt.

Zwischenzeitig durfte ich auch einen Instagram-Takeover von dem Account „rausvonzuhaus“ machen. Dabei handelt es sich um eine Informationsseite von Eurodesk Deutschland rund um das Thema Auslandsarbeit. Eine Woche lang konnte ich in der Story über meinen Schulalltag aber auch über das, was ich so in meiner Freizeit erlebe, berichten. Meine Einblicke findet ihr hier

In meinen Einblicken ist auch der Beginn der Tihar Break zu sehen. Das ist eine weitere Woche Ferien Mitte November, in der Diwali gefeiert wird, was als der wichtigste Feiertag im Hinduismus gilt. Der Hintergrund ist der Sieg des Lichts über die Dunkelheit und somit auch der Sieg des Guten über das Böse. In der Schule hatten wir daher vor den Ferien eine kleine Feier, bei der Schülerinnen und Schüler in einem Wettbewerb sogenannte Rangoli (Darstellungen mit einer Art buntem Sand) erstellt haben und es wurden typische Lieder gesungen. In den Ferien bin ich dann mit meiner Mitfreiwilligen Ilka für ein paar Tage zu unserem Mitfreiwilligen Flo nach Darjeeling gefahren, um dort seinen Geburtstag mit ihm zu feiern. Als Geburtstagsessen haben wir ihm Kaiserschmarren gemacht, was uns zur Abwechslung auch mal wieder ein Gefühl von Zuhause gab. Den ersten Tag der Diwali-Feier habe ich noch in Darjeeling mitbekommen. Dort sind viele hinduistische Menschen oft in traditioneller Tracht zusammengekommen, um ihre Götter anzubeten, zusammen zu essen und viel Feuerwerk zu zünden. Generell war die ganze Stadt auch mit vielen Lichterketten geschmückt, was mich ein bisschen an Weihnachten erinnert hat. Wieder zurück in Kalimpong wurde ich von den anderen Musiklehrern eingeladen, bei ihrer „Deusi“-Tradition mitzumachen. Dabei handelt es sich um traditionelle Volkslieder, die Menschen bei anderen Häusern während der Tihar-Feiertage vorsingen oder vorspielen. Als „Gegenleistung“ bekommt man leckeres Essen, Geld und auch manchmal Schmuck. Ich war insgesamt drei Nächte mit den anderen unterwegs und das hat sehr viel Spaß gemacht, da ich ganz neue Ecken von Kalimpong gesehen und immer unterschiedliche Menschen getroffen habe.

Direkt nach den Ferien haben wir in der Schule den Children’s Day gefeiert. Dazu wurde das „Amphitheatre“ geschmückt und die Lehrerinnen und Lehrer hatten zuvor einiges für die Kinder vorbereitet. Von Tänzen über Lieder bis hin zu einem Sketch war alles dabei. Außerdem gab es noch für die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse in ihrem letzten Schuljahr an der GAS ein Farewell, bevor sie nächstes Jahr die Prüfung zur Oberstufe an einer anderen Schule machen. Für das Mittagessen hatten ein paar Lehrerinnen und Lehrer für alle gekocht und zum Abschluss wurde noch ein bisschen Party gemacht. 

Viel Zeit zum Entspannen blieb den Kindern aber nicht, da nach dem Children’s Day die letzte Exam-Phase des Jahres anstand. Eine Woche lang haben alle Klassen in allen Fächern ihre Prüfungen geschrieben, weswegen auch kein Unterricht mehr gehalten wurde. Im Fach Musik gab es nur praktische Noten durch das Vorspielen der Instrumente, was aber vor der Prüfungsphase gemacht wurde. Für mich war das auch eine interessante Erfahrung, das erste Mal selbst Noten geben zu dürfen. Da wir Musiklehrer also nicht wirklich etwas zu tun hatten, haben wir uns um das Verstauen der Instrumente für die langen Winterferien gekümmert. Außerdem haben wir eine Bibliothek eingerichtet, in der wir unsere ganzen Noten sortieren konnten, was uns nun auf jeden Fall einen besseren Überblick gibt. An den letzten Tagen stand dann einmal noch ein Fotoshooting in der Schule an, bei dem jede Klasse und die ganze Schulfamilie abgelichtet wurde. Kleine Besonderheit: Bei den Klassenbildern stehen immer alle Lehrerinnen und Lehrer, die die jeweilige Klasse hat, als auch der Schulvorstand mit dabei. Am letzten Schultag (15. Dezember) wurden neben den Zeugnissen auch „Student Awards“ für besondere Leistungen vergeben. Zum Abschluss haben Kinder und Lehrpersonal untereinander noch ihre Wichtelgeschenke ausgetauscht und dann ging es in die wohlverdienten Ferien.

Zwischenzeitig durfte ich noch an zwei Hochzeiten teilnehmen. Die erste war eine christliche Hochzeit und wurde bei mir im Dorf gefeiert. Die andere war eine hinduistische Hochzeit und fand in der Verwandtschaft von Ilkas Gastfamilie statt. Meiner Meinung nach fand ich die hinduistische Hochzeit besser, da mir die ganzen Rituale ganz neu waren und am Abend auch mehr Feierstimmung war. Das Essen war aber auf beiden Hochzeiten sehr lecker, was auch daran lag, dass sich mein Gastvater mit seinen Brüdern und Freunden darum gekümmert hat! 😉 Ganz interessant war es zu erfahren, dass eine Hochzeit zwei mal, einmal bei der Familie der Braut und das andere mal bei der Familie des Bräutigam gefeiert wird. Bei der ersten Hochzeit durfte ich auch ein Teil eines Lepcha-Dress (traditionelle Kleidung des Lepcha-Stamms) tragen, was mir sehr gut gefallen hat.

Ab dem 16. Dezember haben hier nun die fast zweimonatigen Winterferien begonnen. Neben etwas Erholung steht auch Einiges an. Momentan steckt mein Dorf in der Weihnachtsvorbereitung, bei der sich vor allem um Deko und Essen gekümmert wird. Da das Wetter mit sonnigen 20 Grad nicht wirklich weihnachtlich für mich ist, musste ich unter anderem schon ein bisschen mit gebrannten Mandeln nachhelfen. Währenddessen beschäftige ich mich mit meinen Mitfreiwilligen auch mit unserer Reise zum und nach dem Zwischenseminar im Süden Indiens Mitte Januar, von der ich euch bald berichten werde. Ich freue mich sehr auf die nächste Zeit und die Erfahrungen, die ich machen werde. Für genauere und aktuelle Eiblicke könnt ihr immer in meiner Website-Galerie oder auf meinem Instagram (@philippinindia) vorbeischauen und falls ihr Fragen habt, dürft ihr die auch immer gerne stellen!

Ansonsten wünsche ich euch allen ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr! 


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