3. Eintrag

Gestern habe ich mal einen Blick auf meinen Kalender geworfen und erstaunt festgestellt, dass jetzt schon drei Monate seit meiner Ankunft vergangen sind. Da muss auf jeden Fall dringend ein Blogeintrag her!

Fangen wir mal mit meiner Arbeit an. Obwohl sich mittlerweile der ein oder andere freche Schüler gezeigt hat, macht mir das Unterrichten am Klavier immer noch viel Spaß und ich konnte bis jetzt eine gute Beziehung zu den meisten Schülerinnen und Schülern aufbauen. Neben dem Klavierunterricht habe ich auch noch den Musiktheorieunterricht dazubekommen, den ich in den Klassen 8-10 halte. Dabei wechsle ich mich jede Woche mit einem Lehrer ab und die Themen müssen wir uns tatsächlich selbst raussuchen, nachdem das Fach relativ neu ist und es somit noch keinen Lehrplan geschweige denn Materialien gibt. Außerdem haben mich noch zwei Musiklehrer gefragt, ob ich sie im Chor unterstützen möchte. Da konnte ich schlecht nein sagen und so proben wir nun immer dienstags und donnerstags unterschiedliche Lieder. Dadurch, dass im Chor Kinder aus fast allen Jahrgangsstufen sind, ist es oft schwierig und auch sehr zeitaufwendig, die unterschiedlichen Stimmen zu üben. Am Ende lohnt es sich auf jeden Fall aber immer! Zuhause darf ich nun mittlerweile auch Klavierunterricht für meine Gastgeschwister geben, nachdem ihr Vater ein Keyboard besorgt hatte. Die beiden zeigen sich sehr motiviert, vor allem wenn sie die Melodie ihrer Lieblingslieder spielen können.

Mein soziales Umfeld hat sich in den drei Monaten ebenfalls gut entwickelt. Insbesondere mit den anderen Musiklehrern verstehe ich mich fantastisch, da der Großteil von ihnen noch jung ist und so haben wir schon einiges unternommen und viele lustige Momente gehabt. Einem der Lehrer, Prajal, habe ich sogar das Vertrauen geschenkt, meine Haare zu schneiden, was ja nicht unbedingt selbstverständlich ist ;). Nachdem er es aber super gemacht hatte, war ich sehr happy und ich hatte den Friseur für mein restliches Jahr gefunden. Aber auch zu den anderen Lehrerinnen und Lehrern habe ich ein gutes Verhältnis. So wird man immer wieder zum Essen oder Tee eingeladen, wenn man sich spontan über den Weg läuft, oder man hat einfach lockere Gespräche in der Schule oder im Dorf. Außerdem wurde ich auch schon ein paarmal von Schülerinnen und Schülern eingeladen, ihr Zuhause zu besuchen und deswegen habe ich mich einmal allein und ein anderes Mal mit meiner Mitfreiwilligen Ilka auf den Weg gemacht. Auch dort wurden wir immer sehr herzlich empfangen und hatten viel Spaß mit den Kindern. 

Mit der Gastfreundschaft geht auch eine Menge Essen einher und so ist es natürlich auch sehr wichtig, Sport zu machen. Somit spiele ich fast jeden Samstag Fußball mit den Lehrern und auch ein paar Kindern, was viel Spaß macht, da es vor allem auch einfach um die Spielfreude geht. Nebenbei gehe ich auch mit Ilka und dem amerikanischen Freiwilligen Matthew manchmal Basketball spielen. Das machen wir immer bei „Manresa“, einem Jesuiten Noviziat, mit den dort lebenden Brothers. Also an Bewegungsmangel sollte es hier nicht scheitern ;). Da ich natürlich auch meine Leidenschaft, Fußball live zu schauen, nicht aufgegeben habe, muss ich aufgrund der Zeitverschiebung entweder lange wach bleiben oder früh aufstehen. Das lohnt sich manchmal mehr und manchmal weniger…

Gesundheitlich geht es mir so weit so gut. Einmal hatte ich eine etwas stärkere Erkältung, die aber schnell mit zwei Dampfbädern vorbei war. Ein paar Wochen lang gab es hier auch eine Bindehautentzündungswelle, um die ich aber glücklicherweise drum rumgekommen bin. Ansonsten sorgt das fettige Essen hier oft gerne mal für Magen- und Darmbeschwerden, was aber natürlich nicht den guten Geschmack überwiegt!

Einkaufen ist auch noch ein interessantes Thema, da es hier in Kalimpong keinen Supermarkt gibt, so wie ich es aus Deutschland gewohnt bin. Grundsätzlich bekommt man viele Sachen in kleinen Läden, die sich an der Hauptstraße entlang befinden. Wenn man aber dann doch mal speziellere Sachen braucht, führt kein Weg dran vorbei, in die Stadt zu fahren. Die Läden kann man sich wie Ramschläden vorstellen, in denen die Produkte in Regalen gestapelt sind. Dem Besitzer sagt man dann, was man braucht und das wird danach auf Papier mit Taschenrechner zusammengerechnet. In Kleidungsgeschäften oder an Markständen wird gerne verhandelt, womit ich auch schon erste (erfolgreiche) Erfahrungen machen durfte. 

Jetzt würde ich noch ein bisschen von ein paar Highlights der letzten Zeit erzählen. Meinen Geburtstag am 3. September habe ich mit dem 1. Geburtstag von Deezoath geteilt, der mit seiner Familie in der Nachbarschaft wohnt. Für seinen Geburtstag war ein Großteil aus der Familie da und auch mein Mitfreiwilliger Flo und Father Paul, der für die Freiwilligen hier verantwortlich ist, sind aus Darjeeling vorbeigekommen. Somit wurde mir auch die Ehre zuteil, zusammen mit dem Geburtstagskind, seine sehr süße Torte anzuschneiden. Der restliche Tag war noch mit VIEL Essen und Spielen mit den ganzen Kindern aus dem Dorf gefüllt. 

Am 5. September fand der Teachers‘ Day an der Gandhi Ashram School statt, der in ganz Indien als Erinnerung an Sarvepalli Radhakrishnan, einem renommiertem Wissenschaftslehrer und zweitem Präsident Indiens, gefeiert wird. An diesem Tag gab es viele Aufführungen mit Tänzen und Liedern der Schülerinnen und Schüler und nachdem wir lecker bekocht wurden, hat das Lehrerpersonal noch Geschenke erhalten. Die Wertschätzung für die Lehrerinnen und Lehrer wird hier auf jeden Fall sehr großgeschrieben. 

Vom 15.-17. September stand dann der erste größere Ausflug bevor. Zusammen mit Ilka habe ich mich für ein Wochenende auf nach Darjeeling gemacht, um Flo in seinem Projekt zu besuchen. Nach einer zweistündigen Fahrt auf 2000m Höhe sind wir in der Hayden Hall angekommen. Dabei handelt es sich um eine soziale Einrichtung, die sich unter anderem für Bildung von Kindern und Stärkung der Frauenrolle einsetzt. Nachdem wir am Samstag ein bisschen durch die Stadt gelaufen sind, ging es am Sonntag für uns sehr früh um 2 Uhr morgens raus, da wir auf den Tiger Hill wandern wollten. Dank Lydia, die 2018/19 in Darjeeling als Freiwillige war und nun zu Besuch gekommen ist, haben wir die Wanderung in guten drei Stunden gemeistert. Vom Tiger Hill aus konnten wir den „fettesten Sonnenaufgang, den wir je gesehen haben“, beobachten und hatten nebenbei noch eine wunderschöne Aussicht auf den Khangchendzonga, der mit 8556m der dritthöchste Berg der Welt ist. Am Sonntagnachmittag hätte es für uns dann auch eigentlich wieder zurück nach Kalimpong gehen sollen, da wir ja am nächsten Tag wieder Schule hatten. Da an dem Tag aber ein hinduistischer Feiertag gefeiert wurde, gab es kein Taxi, welches diese Strecke gefahren ist. Und so mussten wir ganz nach indischer Spontanität umdisponieren und sind dann schlussendlich erst Montag in der Früh losgefahren, wodurch wir zwar spät aber immerhin überhaupt an der Schule angekommen sind.

In den letzten Wochen im Oktober kamen dann noch die erschreckenden Nachrichten der Überflutung aus Sikkim auf. Aufgrund von zu dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlich starken Regenfällen in dem Bundestaat kam es zu einem katastrophalen Dammbruch, der unter anderem für sehr plötzliche Überschwemmungen am Teesta River verantwortlich war. Dadurch haben viele Menschen nicht nur ihr Zuhause verloren, sondern einige auch ihr Leben gelassen. Der Fluss verläuft auch unterhalb von Kalimpong, zum Glück ist die Stadt aber hoch genug gelegen, sodass wir nicht davon betroffen waren. Deswegen hat die GAS Kleider-, Lebensmittel- und Geldspenden gesammelt, um die betroffenen Menschen auch im Hinblick auf den Winter zu unterstützen. Meine Gastfamilie hatte eigentlich geplant, mit mir zusammen nach Sikkim zur Familie der Mutter zu fahren, ob das schlussendlich mit den Straßenverhältnissen möglich sein wird, wird sich noch zeigen.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Zeit hier wie im Flug vergeht, was, denke ich mal, ein sehr gutes Zeichen ist. Ich bin schon sehr auf die kommenden Feiertage gespannt und was mich sonst noch so alles erwartet, von dem ich euch natürlich bald wieder berichten werde. Ansonsten könnt ihr immer für genauere Einblicke in meiner Website-Galerie oder auf meinem Instagram (@philippinindia) vorbeischauen und falls ihr Fragen habt, dürft ihr die auch immer gerne stellen! 


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