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1. Eintrag

Es ist so weit: Ich bin in Indien angekommen! Am Samstag (22. Juli) habe ich nach einer Tagesreise mit dem Flugzeug völlig übermüdet den Flughafen in Bagdogra erreicht. Von dort aus ging es noch 2 Stunden mit dem Auto die Berge hinauf nach Kalimpong. Egal was ihr über den Verkehr in Indien gehört habt, es ist wahr – für den Deutschen ja schon fast ein Alptraum. Hier wird gefahren ganz nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, alle zwei Meter wird gehupt und die Kuh hat natürlich Vorfahrt! Als ich dann meinen Zielort, die Gandhi Ashram School in Kalimpong, erreicht habe, wurde ich sehr herzlich von Brother Gilbert empfangen und habe auch noch den Schulleiter Virgil persönlich kennengelernt. Dieser hat mir netterweise noch eine Simkarte besorgt, sodass ich Kontakt zur Außenwelt aufnehmen konnte. Momentan komme ich in der Kommunität neben der Schule unter, von welcher man einen tollen Blick auf die Umgebung hat (siehe Gallerie). Bis auf Auspacken habe ich den restlichen Tag nichts mehr gemacht und bin gleich ins Bett gegangen.

Am Sonntag (23. Juli) hat mich Br. Gilbert dazu eingeladen, zum örtlichen Gottesdienst mitzukommen. Da ich die Art, wie hier der Gottesdienst gefeiert wird, und auch die Leute etwas mehr kennenlernen wollte, bin ich dann zusammen mit ihm zur Kirche gewandert. Gewandert? Ja tatsächlich, denn die Kirche liegt ca. 50m tiefer als die Schule und anstatt die Straße zu nehmen, die immer wieder bergauf geht, nimmt man lieber den Schleichweg bergab durch den Wald. Obwohl ich kaum etwas verstanden habe, konnte ich dem Gottesdienstablauf gut folgen und besonders die Lieder mit der Live-Musik haben mir sehr gut gefallen. Da auch an der GAS der Sonntag „day off“ ist habe ich den Tag noch sehr genossen und den „Piano Room“ der Schule ausprobiert. Fazit: Ein altes, verstimmtes Klavier und vier E-Pianos, von welchen zwei nicht funktionieren und nur eins ein Pedal hat. Hoffen wir mal, das hält für ein Jahr…

Montag (24.Juli) war nun mein erster Schultag. Als erstes habe ich mich den Schülern und Lehrern beim „Morning Assembly“ vorgestellt. Im Prinzip funktioniert das Schulsystem der GAS so, dass die Kinder täglich insgesamt acht Schulstunden (á 40 Minuten) Unterricht haben, bei welchen sie Fächer wie Mathe, Geschichte, Wissenschaften, usw. haben und dazwischen gibt es noch eine längere Mittagspause. Wöchentlich hat jede Klasse vier Stunden Musikunterricht (Theorie und Praxis). Am Montag war meine Aufgabe, der Klavierunterricht, erst später dran. Die Zeit habe ich genutzt, um das Schulgelände zu erkunden. Für jedes Instrument (Geige, Klavier, Cello, Flöte und Ukulele) gibt es ein eigenes Häuslein, wo die Kinder das Spielen lernen. Ich habe mich dann die meiste Zeit im „Piano Room“ aufgehalten und Prajal, dem Klavierlehrer, im Unterricht geholfen. Jede Stunde kommen immer andere Schüler aus verschiedenen Klassen, wodurch das Level auch stark variiert. Bei den Noten geht es immer von leicht nach schwer, von einer Hand zu beiden Händen. Das hat mich gleich in die Zeit zurückversetzt, als ich Klavier gelernt habe. Außerdem habe ich auch noch meinen Mitfreiwilligen Matthew aus den USA kennengelernt, der die Lehrer im normalen Unterricht unterstützt. Um 15:30 ist dann auch Unterrichtsende und die Schüler gehen wieder nach Hause. Insgesamt haben mich alle sehr freundlich empfangen und die Kinder sprechen mich sogar mit „Sir“ oder „Teacher“ an. Da fühle ich mich gleich so erwachsen…

Noch ein kleiner Absatz zum Essen darf nicht fehlen. Meine Liebe zur indischen Küche ist kein Geheimnis, daher freue ich mich immer sehr, wenn es Essen gibt. Auch wenn die Beilage meistens Reis ist, variiert das Topping jedes Mal. Die „Tea Breaks“ dürfen auch nicht vergessen werden, vor allem wenn man quasi direkt neben Darjeeling lebt. Allerdings gibt man in Indien gerne ein paar Löffel Zucker mehr in den Tee, was ihn selbst für meinen Geschmack zu süß macht.

Bisher fühle ich mich hier sehr wohl und ich freue mich schon auf die nächsten Wochen, von welchen ich euch bald berichten werde! Falls ihr mehr Bilder sehen wollt, dann schaut doch mal auf meinem Instagram (@philippinindia) vorbei. 

2. Eintrag

Mittlerweile ist ein Monat seit meiner Ankunft vergangen und es ist einiges Erzählenswertes geschehen. Zunächst einmal bin ich in der ersten Woche von der Kommunität in eine Gastfamilie, zu den Lepchas, umgezogen. Sie wohnen in einem Dorf, das ein bisschen außerhalb von Kalimpong liegt, aber gut zu Fuß von der Schule erreichbar ist. Die Eltern heißen Robin und Karma, das Mädchen Miku und den Jungen Edu kannte ich schon aus der Schule. Als ich bei ihrem Zuhause angekommen war, habe ich gleich die hier übliche Gastfreundschaft zu spüren bekommen, als die Lepchas unter anderem mir ein großes Zimmer mit den Worten „fühle dich wie Zuhause!“ überlassen haben. Mit der Gastfreundschaft geht auch das Essen einher. Mittlerweile bekomme ich immer so viel angeboten, dass sich die Leute um mich herum schon über meine wiederholende Antwort „Thanks, I’m fine“ lustig machen. Mir fällt es aber auch bei dem ganzen leckeren Essen sehr schwer, nein zu sagen. Neben viel lokalem Obst, Reis- und Nudelgerichten sind hier auch Momos (nepalische Teigtasche) sehr verbreitet – mein absoluter Favorit. Das deutsche Essen vermisse ich auf jeden Fall noch nicht! 😉

Grundsätzlich können die meisten Menschen in den Dörfern nur ein bisschen Englisch, weswegen ich sehr froh bin, dass Miku sehr gut Englisch sprechen und somit ein bisschen wie eine Dolmetscherin helfen kann. Ich gebe auch schon mein Bestes, um die ein oder anderen nepalesischen Wörter und Sätze zu lernen, was aber nicht ganz so einfach ist. Vor eine große Herausforderung hat mich hier die klassisch asiatische Hocktoilette gestellt. Trotz ihrer hygienischen und gesundheitlichen Vorteile fällt es mir immer noch ein bisschen schwer, mich daran zu gewöhnen. Duschen und Wäsche waschen ist hier kein Problem, allerdings geht beides nur mit kaltem Wasser. Da bin ich sehr gespannt, wie ich das im Winter durchhalte…

Auch zum Thema Respekt geht dieser weit über die Schule hinaus. Ob im Dorf oder in der Stadt werde ich von den Schülerinnen und Schülern immer mit „Sir“ angesprochen und man merkt die respektvolle Haltung mir gegenüber. Für mich persönlich ist das manchmal schon zu viel, da ich außerhalb der Schule auch gerne einfach als „Freund“ gesehen werden würde. 

Eine Sache, die mir in den letzten Wochen oft Schwierigkeiten bereitet hat, ist die Elektrizität. Der indische Monsun, der schon quasi eine eigene Jahreszeit von Mai bis September darstellt, bringt viele Stürme und Unwetter mit sich. In dieser Phase ist es nicht unüblich, dass der Strom mal für ein paar Minuten, mal für ein paar Stunden und auch mal für einen Tag ausfällt. An sich sind die Häuser mit Wassertanks auf dem Dach und Gasherden relativ unabhängig und auch ich habe immer meine Powerbank parat. Allerdings trifft der Stromausfall auch oft die Unterrichtszeit und dann stehe ich mit den E-Pianos etwas hilflos da. Zwar gibt es noch das akustische Klavier, aber das hilft auch nur partiell, wenn ich dann mal bis zu neun Kinder in einer Stunde unterrichten soll. Mir wurde aber schon versichert, dass sich die Situation in den kommenden Wochen verbessern soll. Ansonsten bereitet mir der Unterricht, den ich mittlerweile allein mache, sehr viel Spaß und ich komme auch ab und zu selbst dazu, ein bisschen zu spielen. 

Ein weiterer Aspekt, der sich mir in der letzten Zeit gezeigt hat, ist, dass sowohl Feiertage als auch simple Feiern und Feste hier viel mehr gefeiert werden, als ich das kenne. Am 31. Juli wurde z.B. dem heiligen Ignatius (Gründer der Jesuiten) gedacht und da die GAS eine jesuitische Schule ist, wurde das am Schultag mit einem Gottesdienst gefeiert. Im Anschluss gab es auch noch eine Art Talentshow, bei der die Schüler singen, tanzen und vorspielen konnten. Dabei durfte ich sogar einer der „Judges“ sein. Auch die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer wird hier sehr geschätzt. Neben einem eigenen „Teachers-Day“ gab es beispielsweise am 11. August eine Feier zu Ehren der Lehrerin Mrs. Rosa, die schon 25 Jahre an der Schule arbeitet. Dafür haben die Schülerinnen und Schüler auch Tänze aufgeführt und im Anschluss gab es noch Festessen mit vielen leckeren Speisen! Am 15. August war dann der große „Independence Day“ in Indien. Auch in Kalimpong wird an diesem Tag jedes Jahr die Unabhängigkeit vom britischen Empire gefeiert. Nach einem formalen „Flag-Hoisting“ konnte man mit den Menschen in der Stadt zusammen feiern. Für diesen besonderen Tag gab es sogar zwei freie Tage, die mit Aufführungen und viel Fußball gefüllt waren. Ich bin sehr gespannt, welche Feste mich hier noch erwarten. 

Einige haben mich auch gefragt, wie ich eigentlich immer von A nach B komme. Grundsätzlich sind die meisten Ziele (Schule, Läden, Freunde, …) fußläufig erreichbar. Manchmal muss man aber dann doch in die Stadt und dann fährt man mit dem Taxi. Das klassische Taxi hier ist ein etwas älterer Van, in den man sich mit bis zu sieben weiteren Personen quetschen darf. Wie das Taxisystem genau funktioniert, habe ich noch nicht ganz herausgefunden, aber grundsätzlich fahren diese immer gewisse Linien, bei welchen man zwischendurch ein- und aussteigen kann. Eine ca. 15-minütige Fahrt kostet mich 30 Rupien, was umgerechnet ca. 30 Cent sind. Das gleicht das angenehme Quetschen auf jeden Fall wieder aus. 

Mittlerweile ist auch meine Mitfreiwillige Ilka aus Deutschland angekommen. Sie ist auch gleich in eine Gastfamilie aufgenommen worden, welche mit meiner Gastfamilie verwandt ist. Das ist sehr praktisch, da wir uns dann auch öfter bei Familientreffen und -festen sehen. Es ist auf jeden Fall sehr witzig zu beobachten, dass sie genau die gleiche „Einlebungsphase“ durchmacht, die ich auch die ersten Wochen hatte. 

Als Fazit lässt sich sagen, dass ich mich nach den vier Wochen in meiner Familie mehr als wohlfühle und viel Spaß in der Schule und bei den ganzen Unternehmungen habe. Für genauere Einblicke schaut doch mal auf meinem Instagram (@philippinindia) vorbei und falls ihr Fragen habt, dürft ihr die auch immer gerne stellen! 

3. Eintrag

Gestern habe ich mal einen Blick auf meinen Kalender geworfen und erstaunt festgestellt, dass jetzt schon drei Monate seit meiner Ankunft vergangen sind. Da muss auf jeden Fall dringend ein Blogeintrag her!

Fangen wir mal mit meiner Arbeit an. Obwohl sich mittlerweile der ein oder andere freche Schüler gezeigt hat, macht mir das Unterrichten am Klavier immer noch viel Spaß und ich konnte bis jetzt eine gute Beziehung zu den meisten Schülerinnen und Schülern aufbauen. Neben dem Klavierunterricht habe ich auch noch den Musiktheorieunterricht dazubekommen, den ich in den Klassen 8-10 halte. Dabei wechsle ich mich jede Woche mit einem Lehrer ab und die Themen müssen wir uns tatsächlich selbst raussuchen, nachdem das Fach relativ neu ist und es somit noch keinen Lehrplan geschweige denn Materialien gibt. Außerdem haben mich noch zwei Musiklehrer gefragt, ob ich sie im Chor unterstützen möchte. Da konnte ich schlecht nein sagen und so proben wir nun immer dienstags und donnerstags unterschiedliche Lieder. Dadurch, dass im Chor Kinder aus fast allen Jahrgangsstufen sind, ist es oft schwierig und auch sehr zeitaufwendig, die unterschiedlichen Stimmen zu üben. Am Ende lohnt es sich auf jeden Fall aber immer! Zuhause darf ich nun mittlerweile auch Klavierunterricht für meine Gastgeschwister geben, nachdem ihr Vater ein Keyboard besorgt hatte. Die beiden zeigen sich sehr motiviert, vor allem wenn sie die Melodie ihrer Lieblingslieder spielen können.

Mein soziales Umfeld hat sich in den drei Monaten ebenfalls gut entwickelt. Insbesondere mit den anderen Musiklehrern verstehe ich mich fantastisch, da der Großteil von ihnen noch jung ist und so haben wir schon einiges unternommen und viele lustige Momente gehabt. Einem der Lehrer, Prajal, habe ich sogar das Vertrauen geschenkt, meine Haare zu schneiden, was ja nicht unbedingt selbstverständlich ist ;). Nachdem er es aber super gemacht hatte, war ich sehr happy und ich hatte den Friseur für mein restliches Jahr gefunden. Aber auch zu den anderen Lehrerinnen und Lehrern habe ich ein gutes Verhältnis. So wird man immer wieder zum Essen oder Tee eingeladen, wenn man sich spontan über den Weg läuft, oder man hat einfach lockere Gespräche in der Schule oder im Dorf. Außerdem wurde ich auch schon ein paarmal von Schülerinnen und Schülern eingeladen, ihr Zuhause zu besuchen und deswegen habe ich mich einmal allein und ein anderes Mal mit meiner Mitfreiwilligen Ilka auf den Weg gemacht. Auch dort wurden wir immer sehr herzlich empfangen und hatten viel Spaß mit den Kindern. 

Mit der Gastfreundschaft geht auch eine Menge Essen einher und so ist es natürlich auch sehr wichtig, Sport zu machen. Somit spiele ich fast jeden Samstag Fußball mit den Lehrern und auch ein paar Kindern, was viel Spaß macht, da es vor allem auch einfach um die Spielfreude geht. Nebenbei gehe ich auch mit Ilka und dem amerikanischen Freiwilligen Matthew manchmal Basketball spielen. Das machen wir immer bei „Manresa“, einem Jesuiten Noviziat, mit den dort lebenden Brothers. Also an Bewegungsmangel sollte es hier nicht scheitern ;). Da ich natürlich auch meine Leidenschaft, Fußball live zu schauen, nicht aufgegeben habe, muss ich aufgrund der Zeitverschiebung entweder lange wach bleiben oder früh aufstehen. Das lohnt sich manchmal mehr und manchmal weniger…

Gesundheitlich geht es mir so weit so gut. Einmal hatte ich eine etwas stärkere Erkältung, die aber schnell mit zwei Dampfbädern vorbei war. Ein paar Wochen lang gab es hier auch eine Bindehautentzündungswelle, um die ich aber glücklicherweise drum rumgekommen bin. Ansonsten sorgt das fettige Essen hier oft gerne mal für Magen- und Darmbeschwerden, was aber natürlich nicht den guten Geschmack überwiegt!

Einkaufen ist auch noch ein interessantes Thema, da es hier in Kalimpong keinen Supermarkt gibt, so wie ich es aus Deutschland gewohnt bin. Grundsätzlich bekommt man viele Sachen in kleinen Läden, die sich an der Hauptstraße entlang befinden. Wenn man aber dann doch mal speziellere Sachen braucht, führt kein Weg dran vorbei, in die Stadt zu fahren. Die Läden kann man sich wie Ramschläden vorstellen, in denen die Produkte in Regalen gestapelt sind. Dem Besitzer sagt man dann, was man braucht und das wird danach auf Papier mit Taschenrechner zusammengerechnet. In Kleidungsgeschäften oder an Markständen wird gerne verhandelt, womit ich auch schon erste (erfolgreiche) Erfahrungen machen durfte. 

Jetzt würde ich noch ein bisschen von ein paar Highlights der letzten Zeit erzählen. Meinen Geburtstag am 3. September habe ich mit dem 1. Geburtstag von Deezoath geteilt, der mit seiner Familie in der Nachbarschaft wohnt. Für seinen Geburtstag war ein Großteil aus der Familie da und auch mein Mitfreiwilliger Flo und Father Paul, der für die Freiwilligen hier verantwortlich ist, sind aus Darjeeling vorbeigekommen. Somit wurde mir auch die Ehre zuteil, zusammen mit dem Geburtstagskind, seine sehr süße Torte anzuschneiden. Der restliche Tag war noch mit VIEL Essen und Spielen mit den ganzen Kindern aus dem Dorf gefüllt. 

Am 5. September fand der Teachers‘ Day an der Gandhi Ashram School statt, der in ganz Indien als Erinnerung an Sarvepalli Radhakrishnan, einem renommiertem Wissenschaftslehrer und zweitem Präsident Indiens, gefeiert wird. An diesem Tag gab es viele Aufführungen mit Tänzen und Liedern der Schülerinnen und Schüler und nachdem wir lecker bekocht wurden, hat das Lehrerpersonal noch Geschenke erhalten. Die Wertschätzung für die Lehrerinnen und Lehrer wird hier auf jeden Fall sehr großgeschrieben. 

Vom 15.-17. September stand dann der erste größere Ausflug bevor. Zusammen mit Ilka habe ich mich für ein Wochenende auf nach Darjeeling gemacht, um Flo in seinem Projekt zu besuchen. Nach einer zweistündigen Fahrt auf 2000m Höhe sind wir in der Hayden Hall angekommen. Dabei handelt es sich um eine soziale Einrichtung, die sich unter anderem für Bildung von Kindern und Stärkung der Frauenrolle einsetzt. Nachdem wir am Samstag ein bisschen durch die Stadt gelaufen sind, ging es am Sonntag für uns sehr früh um 2 Uhr morgens raus, da wir auf den Tiger Hill wandern wollten. Dank Lydia, die 2018/19 in Darjeeling als Freiwillige war und nun zu Besuch gekommen ist, haben wir die Wanderung in guten drei Stunden gemeistert. Vom Tiger Hill aus konnten wir den „fettesten Sonnenaufgang, den wir je gesehen haben“, beobachten und hatten nebenbei noch eine wunderschöne Aussicht auf den Khangchendzonga, der mit 8556m der dritthöchste Berg der Welt ist. Am Sonntagnachmittag hätte es für uns dann auch eigentlich wieder zurück nach Kalimpong gehen sollen, da wir ja am nächsten Tag wieder Schule hatten. Da an dem Tag aber ein hinduistischer Feiertag gefeiert wurde, gab es kein Taxi, welches diese Strecke gefahren ist. Und so mussten wir ganz nach indischer Spontanität umdisponieren und sind dann schlussendlich erst Montag in der Früh losgefahren, wodurch wir zwar spät aber immerhin überhaupt an der Schule angekommen sind.

In den letzten Wochen im Oktober kamen dann noch die erschreckenden Nachrichten der Überflutung aus Sikkim auf. Aufgrund von zu dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlich starken Regenfällen in dem Bundestaat kam es zu einem katastrophalen Dammbruch, der unter anderem für sehr plötzliche Überschwemmungen am Teesta River verantwortlich war. Dadurch haben viele Menschen nicht nur ihr Zuhause verloren, sondern einige auch ihr Leben gelassen. Der Fluss verläuft auch unterhalb von Kalimpong, zum Glück ist die Stadt aber hoch genug gelegen, sodass wir nicht davon betroffen waren. Deswegen hat die GAS Kleider-, Lebensmittel- und Geldspenden gesammelt, um die betroffenen Menschen auch im Hinblick auf den Winter zu unterstützen. Meine Gastfamilie hatte eigentlich geplant, mit mir zusammen nach Sikkim zur Familie der Mutter zu fahren, ob das schlussendlich mit den Straßenverhältnissen möglich sein wird, wird sich noch zeigen.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Zeit hier wie im Flug vergeht, was, denke ich mal, ein sehr gutes Zeichen ist. Ich bin schon sehr auf die kommenden Feiertage gespannt und was mich sonst noch so alles erwartet, von dem ich euch natürlich bald wieder berichten werde. Ansonsten könnt ihr immer für genauere Einblicke in meiner Website-Galerie oder auf meinem Instagram (@philippinindia) vorbeischauen und falls ihr Fragen habt, dürft ihr die auch immer gerne stellen! 

4. Eintrag

Das Jahr 2023 steht kurz vor dem Ende und es wird Zeit für ein letzten Eintrag. Kurz nachdem ich meinen letzten Blogeintrag Ende Oktober veröffentlich hatte, stand meine erste Ferienwoche hier an. Die habe ich genutzt, um mit meiner Gastfamilie Verwandte in Gangtok zu besuchen. Diese Stadt liegt im Bundesstaat Sikkim, der, wie ich das schon letztes Mal erwähnt habe, tragisch von einer Sturmflut betroffen war. Da die Straße zwischen Kalimpong und Gangtok am betroffenen Fluss verläuft und immer wieder Meldungen von Straßenschäden aufgekommen sind, war es für uns eine relativ spontane Entscheidung. Schlussendlich sind wir dann aber sicher bei den Verwandten angekommen und haben dort ein paar Tage verbracht. Für mich war das eine schöne Zeit, da ich einmal etwas vom Buddhismus mitbekommen konnte, dem die Verwandten angehören, aber auch viel von der Stadt und der Gegend sehen konnte.

Nachdem die Woche dann auch wieder zu schnell vorübergegangen war, ging es über in die letzten sechs Schulwochen des Jahres, in welchen einiges anstand. Zunächst einmal gilt: Winterzeit ist Aufführungszeit, da viele Feste und Jubiläumsfeiern anstehen. Davon ist auch die Gandhi Ashram School betroffen, die sich mit ihrer Musik einen Ruf gemacht hat und somit häufig für Auftritte angefragt wird. Deswegen galt es für die Musiklehrer, einige Stücke mit Orchester und Chor während der Schulzeit zu proben. Beispielsweise hat das Schulorchester eine Veranstaltung zur „International Child Rights Week“ im Rathaus von Kalimpong musikalisch begleitet. Aber auch der Schulchor durfte später bei der Jubiläumsfeier des Himalayan Mountaineering Institute in Darjeeling performen. Passend zum Ort und aktuellen Umweltproblemen wurde das Lied „Mountains Are Calling – Are We Really Listening?“ aufgeführt. Anwesend war auch das indische Parlamentsmitglied für den Distrikt Darjeeling, wodurch es eine besondere Ehre nicht nur für die Schülerinnen und Schüler sondern auch für uns Musiklehrer war. Das Reisen zu Veranstaltungen haben wir bei kürzeren Strecken mit einem Bus gemacht, was aber aufgrund der engeren Straßen definitiv nicht das typische Verkehrsmittel in dieser Gegend ist. Für längere Strecken wie z.B. nach Darjeeling haben wir mehrere Savaris (größere Trucks mit vier Sitzreihen) genommen, was sehr kuschelig werden kann. 

Zwischen den Aufführungen stand auch zum ersten Mal in der Schulgeschichte die „GAZ-Fête“ an. Das war ein Schulfest, bei dem nicht nur die Kinder und ihre Eltern eingeladen waren, sondern jeder der komme wollte. Dabei gab es neben Spielstationen, die die Lehrerinnen und Lehrer organisiert hatten, leckeres Essen und natürlich auch viel Musik. Zuerst konnten die Gäste Coupons kaufen, die sie dann für die Spiele wie z.B. Dosenwerfen, Flaschen angeln, Torwandschießen, usw. oder für Essen einlösen konnten. Bei Gewinnen gab es dann auch einen Preis wie Getränke, Snacks oder ähnliches. Das Ziel war es, die Kasse der Schule aufzubessern, was definitiv Erfolg hatte, und wir haben auch viele positive Rückmeldungen bekommen.

Außerdem kommen Besuche an der Schule nicht selten vor. Im November haben beispielsweise Vertreter der spanischen Hilfsorganisation „Manos Unidas“ bei uns vorbeigeschaut. Diese Organisation hatte die Schule mit vielen Möbeln wie Stühlen, Tischen und Tafeln ausgestattet. Deswegen galt es auch einen Top-Eindruck zu hinterlassen, damit die Zusammenarbeit in Zukunft auch bestehen bleibt. Die Vertreter waren super nett und haben sich sehr beeindruckt von den musikalischen Leistungen der Kinder gezeigt.

Zwischenzeitig durfte ich auch einen Instagram-Takeover von dem Account „rausvonzuhaus“ machen. Dabei handelt es sich um eine Informationsseite von Eurodesk Deutschland rund um das Thema Auslandsarbeit. Eine Woche lang konnte ich in der Story über meinen Schulalltag aber auch über das, was ich so in meiner Freizeit erlebe, berichten. Meine Einblicke findet ihr hier

In meinen Einblicken ist auch der Beginn der Tihar Break zu sehen. Das ist eine weitere Woche Ferien Mitte November, in der Diwali gefeiert wird, was als der wichtigste Feiertag im Hinduismus gilt. Der Hintergrund ist der Sieg des Lichts über die Dunkelheit und somit auch der Sieg des Guten über das Böse. In der Schule hatten wir daher vor den Ferien eine kleine Feier, bei der Schülerinnen und Schüler in einem Wettbewerb sogenannte Rangoli (Darstellungen mit einer Art buntem Sand) erstellt haben und es wurden typische Lieder gesungen. In den Ferien bin ich dann mit meiner Mitfreiwilligen Ilka für ein paar Tage zu unserem Mitfreiwilligen Flo nach Darjeeling gefahren, um dort seinen Geburtstag mit ihm zu feiern. Als Geburtstagsessen haben wir ihm Kaiserschmarren gemacht, was uns zur Abwechslung auch mal wieder ein Gefühl von Zuhause gab. Den ersten Tag der Diwali-Feier habe ich noch in Darjeeling mitbekommen. Dort sind viele hinduistische Menschen oft in traditioneller Tracht zusammengekommen, um ihre Götter anzubeten, zusammen zu essen und viel Feuerwerk zu zünden. Generell war die ganze Stadt auch mit vielen Lichterketten geschmückt, was mich ein bisschen an Weihnachten erinnert hat. Wieder zurück in Kalimpong wurde ich von den anderen Musiklehrern eingeladen, bei ihrer „Deusi“-Tradition mitzumachen. Dabei handelt es sich um traditionelle Volkslieder, die Menschen bei anderen Häusern während der Tihar-Feiertage vorsingen oder vorspielen. Als „Gegenleistung“ bekommt man leckeres Essen, Geld und auch manchmal Schmuck. Ich war insgesamt drei Nächte mit den anderen unterwegs und das hat sehr viel Spaß gemacht, da ich ganz neue Ecken von Kalimpong gesehen und immer unterschiedliche Menschen getroffen habe.

Direkt nach den Ferien haben wir in der Schule den Children’s Day gefeiert. Dazu wurde das „Amphitheatre“ geschmückt und die Lehrerinnen und Lehrer hatten zuvor einiges für die Kinder vorbereitet. Von Tänzen über Lieder bis hin zu einem Sketch war alles dabei. Außerdem gab es noch für die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse in ihrem letzten Schuljahr an der GAS ein Farewell, bevor sie nächstes Jahr die Prüfung zur Oberstufe an einer anderen Schule machen. Für das Mittagessen hatten ein paar Lehrerinnen und Lehrer für alle gekocht und zum Abschluss wurde noch ein bisschen Party gemacht. 

Viel Zeit zum Entspannen blieb den Kindern aber nicht, da nach dem Children’s Day die letzte Exam-Phase des Jahres anstand. Eine Woche lang haben alle Klassen in allen Fächern ihre Prüfungen geschrieben, weswegen auch kein Unterricht mehr gehalten wurde. Im Fach Musik gab es nur praktische Noten durch das Vorspielen der Instrumente, was aber vor der Prüfungsphase gemacht wurde. Für mich war das auch eine interessante Erfahrung, das erste Mal selbst Noten geben zu dürfen. Da wir Musiklehrer also nicht wirklich etwas zu tun hatten, haben wir uns um das Verstauen der Instrumente für die langen Winterferien gekümmert. Außerdem haben wir eine Bibliothek eingerichtet, in der wir unsere ganzen Noten sortieren konnten, was uns nun auf jeden Fall einen besseren Überblick gibt. An den letzten Tagen stand dann einmal noch ein Fotoshooting in der Schule an, bei dem jede Klasse und die ganze Schulfamilie abgelichtet wurde. Kleine Besonderheit: Bei den Klassenbildern stehen immer alle Lehrerinnen und Lehrer, die die jeweilige Klasse hat, als auch der Schulvorstand mit dabei. Am letzten Schultag (15. Dezember) wurden neben den Zeugnissen auch „Student Awards“ für besondere Leistungen vergeben. Zum Abschluss haben Kinder und Lehrpersonal untereinander noch ihre Wichtelgeschenke ausgetauscht und dann ging es in die wohlverdienten Ferien.

Zwischenzeitig durfte ich noch an zwei Hochzeiten teilnehmen. Die erste war eine christliche Hochzeit und wurde bei mir im Dorf gefeiert. Die andere war eine hinduistische Hochzeit und fand in der Verwandtschaft von Ilkas Gastfamilie statt. Meiner Meinung nach fand ich die hinduistische Hochzeit besser, da mir die ganzen Rituale ganz neu waren und am Abend auch mehr Feierstimmung war. Das Essen war aber auf beiden Hochzeiten sehr lecker, was auch daran lag, dass sich mein Gastvater mit seinen Brüdern und Freunden darum gekümmert hat! 😉 Ganz interessant war es zu erfahren, dass eine Hochzeit zwei mal, einmal bei der Familie der Braut und das andere mal bei der Familie des Bräutigam gefeiert wird. Bei der ersten Hochzeit durfte ich auch ein Teil eines Lepcha-Dress (traditionelle Kleidung des Lepcha-Stamms) tragen, was mir sehr gut gefallen hat.

Ab dem 16. Dezember haben hier nun die fast zweimonatigen Winterferien begonnen. Neben etwas Erholung steht auch Einiges an. Momentan steckt mein Dorf in der Weihnachtsvorbereitung, bei der sich vor allem um Deko und Essen gekümmert wird. Da das Wetter mit sonnigen 20 Grad nicht wirklich weihnachtlich für mich ist, musste ich unter anderem schon ein bisschen mit gebrannten Mandeln nachhelfen. Währenddessen beschäftige ich mich mit meinen Mitfreiwilligen auch mit unserer Reise zum und nach dem Zwischenseminar im Süden Indiens Mitte Januar, von der ich euch bald berichten werde. Ich freue mich sehr auf die nächste Zeit und die Erfahrungen, die ich machen werde. Für genauere und aktuelle Eiblicke könnt ihr immer in meiner Website-Galerie oder auf meinem Instagram (@philippinindia) vorbeischauen und falls ihr Fragen habt, dürft ihr die auch immer gerne stellen!

Ansonsten wünsche ich euch allen ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!