2. Eintrag

Mittlerweile ist ein Monat seit meiner Ankunft vergangen und es ist einiges Erzählenswertes geschehen. Zunächst einmal bin ich in der ersten Woche von der Kommunität in eine Gastfamilie, zu den Lepchas, umgezogen. Sie wohnen in einem Dorf, das ein bisschen außerhalb von Kalimpong liegt, aber gut zu Fuß von der Schule erreichbar ist. Die Eltern heißen Robin und Karma, das Mädchen Miku und den Jungen Edu kannte ich beide schon aus der Schule. Als ich bei ihrem Zuhause angekommen war, habe ich gleich die hier übliche Gastfreundschaft zu spüren bekommen, als die Lepchas unter anderem mir ein großes Zimmer mit den Worten „fühle dich wie Zuhause!“ überlassen haben. Mit der Gastfreundschaft geht auch das Essen einher. Mittlerweile bekomme ich immer so viel angeboten, dass sich die Leute um mich herum schon über meine wiederholende Antwort „Thanks, I’m fine“ lustig machen. Mir fällt es aber auch bei dem ganzen leckeren Essen sehr schwer, nein zu sagen. Neben viel lokalem Obst, Reis- und Nudelgerichten sind hier auch Momos (nepalische Teigtasche) sehr verbreitet – mein absoluter Favorit. Das deutsche Essen vermisse ich auf jeden Fall noch nicht! 😉

Grundsätzlich können die meisten Menschen in den Dörfern nur ein bisschen Englisch, weswegen ich sehr froh bin, dass Miku sehr gut Englisch sprechen und somit ein bisschen wie eine Dolmetscherin helfen kann. Ich gebe auch schon mein Bestes, um die ein oder anderen nepalesischen Wörter und Sätze zu lernen, was aber nicht ganz so einfach ist. Vor eine große Herausforderung hat mich hier die klassisch asiatische Hocktoilette gestellt. Trotz ihrer hygienischen und gesundheitlichen Vorteile fällt es mir immer noch ein bisschen schwer, mich daran zu gewöhnen. Duschen und Wäsche waschen ist hier kein Problem, allerdings geht beides nur mit kaltem Wasser. Da bin ich sehr gespannt, wie ich das im Winter durchhalte…

Auch zum Thema Respekt geht dieser weit über die Schule hinaus. Ob im Dorf oder in der Stadt werde ich von den Schülerinnen und Schülern immer mit „Sir“ angesprochen und man merkt die respektvolle Haltung mir gegenüber. Für mich persönlich ist das manchmal schon zu viel, da ich außerhalb der Schule auch gerne einfach als „Freund“ gesehen werden würde. 

Eine Sache, die mir in den letzten Wochen oft Schwierigkeiten bereitet hat, ist die Elektrizität. Der indische Monsun, der schon quasi eine eigene Jahreszeit von Mai bis September darstellt, bringt viele Stürme und Unwetter mit sich. In dieser Phase ist es nicht unüblich, dass der Strom mal für ein paar Minuten, mal für ein paar Stunden und auch mal für einen Tag ausfällt. An sich sind die Häuser mit Wassertanks auf dem Dach und Gasherden relativ unabhängig und auch ich habe immer meine Powerbank parat. Allerdings trifft der Stromausfall auch oft die Unterrichtszeit und dann stehe ich mit den E-Pianos etwas hilflos da. Zwar gibt es noch das akustische Klavier, aber das hilft auch nur partiell, wenn ich dann mal bis zu neun Kinder in einer Stunde unterrichten soll. Mir wurde aber schon versichert, dass sich die Situation in den kommenden Wochen verbessern soll. Ansonsten bereitet mir der Unterricht, den ich mittlerweile allein mache, sehr viel Spaß und ich komme auch ab und zu selbst dazu, ein bisschen zu spielen. 

Ein weiterer Aspekt, der sich mir in der letzten Zeit gezeigt hat, ist, dass sowohl Feiertage als auch simple Feiern und Feste hier viel mehr gefeiert werden, als ich das kenne. Am 31. Juli wurde z.B. dem heiligen Ignatius (Gründer der Jesuiten) gedacht und da die GAS eine jesuitische Schule ist, wurde das am Schultag mit einem Gottesdienst gefeiert. Im Anschluss gab es auch noch eine Art Talentshow, bei der die Schüler singen, tanzen und vorspielen konnten. Dabei durfte ich sogar einer der „Judges“ sein. Auch die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer wird hier sehr geschätzt. Neben einem eigenen „Teachers-Day“ gab es beispielsweise am 11. August eine Feier zu Ehren der Lehrerin Mrs. Rosa, die schon 25 Jahre an der Schule arbeitet. Dafür haben die Schülerinnen und Schüler auch Tänze aufgeführt und im Anschluss gab es noch Festessen mit vielen leckeren Speisen! Am 15. August war dann der große „Independence Day“ in Indien. Auch in Kalimpong wird an diesem Tag jedes Jahr die Unabhängigkeit vom britischen Empire gefeiert. Nach einem formalen „Flag-Hoisting“ konnte man mit den Menschen in der Stadt zusammen feiern. Für diesen besonderen Tag gab es sogar zwei freie Tage, die mit Aufführungen und viel Fußball gefüllt waren. Ich bin sehr gespannt, welche Feste mich hier noch erwarten. 

Einige haben mich auch gefragt, wie ich eigentlich immer von A nach B komme. Grundsätzlich sind die meisten Ziele (Schule, Läden, Freunde, …) fußläufig erreichbar. Manchmal muss man aber dann doch in die Stadt und dann fährt man mit dem Taxi. Das klassische Taxi hier ist ein etwas älterer Van, in den man sich mit bis zu sieben weiteren Personen quetschen darf. Wie das Taxisystem genau funktioniert, habe ich noch nicht ganz herausgefunden, aber grundsätzlich fahren diese immer gewisse Linien, bei welchen man zwischendurch ein- und aussteigen kann. Eine ca. 15-minütige Fahrt kostet mich 30 Rupien, was umgerechnet ca. 30 Cent sind. Das gleicht das angenehme Quetschen auf jeden Fall wieder aus. 

Mittlerweile ist auch meine Mitfreiwillige Ilka aus Deutschland angekommen. Sie ist auch gleich in eine Gastfamilie aufgenommen worden, welche mit meiner Gastfamilie verwandt ist. Das ist sehr praktisch, da wir uns dann auch öfter bei Familientreffen und -festen sehen. Es ist auf jeden Fall sehr witzig zu beobachten, dass sie genau die gleiche „Einlebungsphase“ durchmacht, die ich auch die ersten Wochen hatte. 

Als Fazit lässt sich sagen, dass ich mich nach den vier Wochen in meiner Familie mehr als wohlfühle und viel Spaß in der Schule und bei den ganzen Unternehmungen habe. Für genauere Einblicke schaut doch mal auf meinem Instagram (@philippinindia) vorbei und falls ihr Fragen habt, dürft ihr die auch immer gerne stellen! 


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